Mittagsbetreuung für alle Schulkinder

Veröffentlicht am 31.01.2009 in Kommunalpolitik

Ein Artikel von Karl-Heinz Oppel
Lange genug hat es gedauert, bis sich innerhalb der Bayerischen Staatsregierung die Einsicht durchgesetzt hat, dass eine qualifizierte Betreuung unserer Schüler/innen nach Unterrichtsschluss unbedingt erforderlich ist. Man hat sich hiermit eine Uraltforderung der SPD endlich zueigen gemacht.

Betrachtet man die Lohnentwicklung der letzten Jahre, so wird schnell klar, dass viele Familien auf zwei Verdienste angewiesen sind, um für sich einen entsprechenden Lebensstandard zu wahren. Alleinerziehende müssen in der Regel ohnehin zur Sicherung ihrer Existenz einer ganztägigen Beschäftigung nachgehen. Vor diesem Hintergrund kommt einer qualifizierten Betreuung der Kinder an den Nachmittagen eine besondere Bedeutung zu.

In Bayern gibt es hierfür im Augenblick verschiedene Angebote:
• Die gebundene Ganztagsschule, die sich mit einem festen unterrichtlichen Konzept einschließlich einem Mittagessen über den ganzen Schultag erstreckt
• Die Nachmittagsbetreuung für die Hauptschule im Rahmen der offenen Ganztagsschule: Mittagessen, Hausaugaben, Freizeitgestaltung
• Die Mittagsbetreuung für Grundschüler bis maximal 14 Uhr: Mittagessen, Hausaufgaben
• Die Erweiterte Mittagsbetreuung für Grundschüler seit diesem Schuljahr bis 16 Uhr: Mittagessen, Hausaufgaben und Freizeitgestaltung

Finanziert werden diese Projekte im Wesentlichen über einen staatlichen Zuschuss (40%), einem Anteil des Schulträgers (z. B. Gemeinde/ 40%) und den Gebühren der Eltern (20%).

In Gundelsheim gibt es seit geraumer Zeit die Mittagsbetreuung und seit diesem Schuljahr nun auch die Erweiterte Mittagsbetreuung. Betreut werden beide Projekte von der privaten Gesellschaft gfi (Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration). Sie kümmert sich um die Organisation und vor allem auch um das Personal - derzeit drei Betreuerinnen.
Im Augenblick nehmen 39 Eltern das Angebot für ihre Kinder an den fünf Arbeitstagen Montag bis Freitag in Anspruch. Sie müssen dafür auch jeden Monat in ihren Geldbeutel greifen: So kostet die Betreuung des Kindes an allen fünf Wochentagen bis 16 Uhr als Monatspauschale 85 € zuzüglich 2,20 € / Mahlzeit Essensgeld, insgesamt also ca. 125 € im Monat.
Für die Mittagsbetreuung bis 14 Uhr müssen die Eltern einschließlich bestelltem Mittagessen zwischen 70 und 80 € aufwenden.

Hier stellt sich die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit. Können sich dies wirklich alle interessierten Familien leisten? Beide Elternteile müssen zur Sicherung ihres Lebensstandards ganztägig arbeiten, gleichzeitig aber nimmt ihnen das schulische Betreuungsangebot einen erheblichen Teil des mühsam Verdienten wieder weg.

Dass es auch anders geht, beweisen Schulprojekte im Landkreis, bei denen die Betreuung für die Eltern kostengünstiger ist.

Möglich gemacht wird dies, indem die Organisation des Angebots durch die Schule und den Träger erfolgt. Selbstverständlich fließen an dieser Stelle auch staatliche Zuschüsse.

Die Forderung lautet daher: Die Mittags- und Nachmittagsbetreuung unserer Kinder darf nicht wie so vieles in unserem Bildungssystem eine Frage des Geldbeutels der Eltern sein; vielmehr ist dafür Sorge zu tragen, dass alle Kinder daran teilhaben können, bei deren Eltern der Wunsch und die Notwendigkeit hierfür bestehen. Man darf gespannt sein, wie die neue Staatsregierung dieses Problemfeld angehen wird.

Sollte sich jedoch an den staatlichen Rahmenbedingungen nichts ändern, so gibt es für unsere Gemeinde einen Handlungsbedarf mit dem Ziel, die Betreuungsgebühren zu senken. Über eine Bezuschussung der Kosten für das Mittagessen muss von Fall zu Fall nachgedacht werden.